Klage von Ed Fagan gegen Skyguide unwahrscheinlich

Othmar Lehmann, Chef des Skyguide-Rechtsdienstes, sagte am Donnerstag auf Anfrage, Skyguide verfüge seit 1994 über eine Betriebshaftpflichtversicherung zur Abdeckung der Risiken aus der Flugsicherungstätigkeit. Versicherer ist der Schweizer Pool der Luftfahrtversicherungen (SPL). Die Deckungssumme betrug zunächst eine Milliarde Franken, wurde aber 1995 auf 500 Millionen gesenkt.

Versicherung am Tag des Unfalls erneuert

Diese Reduktion geschah infolge stark gestiegener Prämien. «Die 500 Millionen sind jedoch vom Bundesrat als ausreichend bezeichnet worden», sagte Lehmann. Für diese Versicherung, die pikanterweise genau am Tag des Unfalls erneuert wurde, bezahlt Skyguide jährlich 822'000 Franken.

Sollten die 500 Millionen bei einer Klage und einer Mitschuld von Skyguide nicht ausreichen, müsste der Bund als Besitzer der nicht gewinnorientierten Aktiengesellschaft Skyguide einspringen. In welcher Grössenordnung sich allfällige Forderungen bewegen könnten, sind gemäss Lehmann momentan reine Spekulationen.

Ein Fall für Ed Fagan?

Als Vetreter der Opferfamilien dürfte für einmal US-Anwalt Ed Fagan nicht in Frage kommen. Wie Daniel Heeb, Assistent von Fagans Schweizer Partner Norbert Gschwend auf Anfrage erklärte, wird über den Fall wohl vor schweizerischen oder deutschen Gerichten befunden: «Der Bezug zu den USA ist kaum gegeben.»

«Man könnte höchstens abklären, ob Skyguide Geschäftstätigkeiten in den USA ausübt», sagte Heeb. Die Wahrscheinlichkeit, den Fall vor US-Gerichte zu bringen, erachtet er indes als gering. Mögliche Klagen könnte allenfalls von DHL gegen Boeing - wenn bei der DHL-Maschine « etwas faul gewesen wäre» - oder von DHL gegen Skyguide erfolgen.

In der baschkirischen Hauptstadt Ufa haben bereits am Mittwoch russische Versicherungen Entschädigungssummen an Familien der Opfer bezahlt. Eine erste Teilentschädigung betrug 100'000 Rubel (4743 Franken).

Parallele zum Alitalia-Unglück von 1990

Die Diskussion um eine Mitschuld von Skyguide an der Flugzeugkollision erinnert an den Rechtsstreit in der Folge des Absturzes eines Alitalia-Flugzeugs von 1990. Die Flugsicherung wurde schliesslich 1999 vom Bundesgericht für nicht haftbar erklärt.

Die damals Swisscontrol genannte Flugsicherung hatte sich gegen die Haftung für den Absturz eines Alitalia-Flugzeugs zu wehren, das 1990 beim Anflug auf Zürich am Stadlerberg zerschellte. Alle 46 Personen an Bord fanden den Tod. Der Fluglotse hatte die Piloten nicht gewarnt, da er die ungenügende Höhe der Maschine auf seinem Radarbildschirm nicht erkannt hatte.

(gä/sda)