Rentenklau: Rentenanstalt legt Karten auf den Tisch

publiziert: Donnerstag, 15. Aug 2002 / 10:29 Uhr

Zürich - Im Streit um die Minimalrendite der 2. Säule, den so genannten Rentenklau, legt die Rentenanstalt die Karten auf den Tisch: Die Versicherung hat von 1985 bis 2001 im Kollektivgeschäft 21 Mrd. Franken an Leistungen und Überschüssen an die Kunden ausgeschüttet.

Dies seien mehr als 95 Prozent der Erträge von insgesamt 22,9 Mrd. Franken, welche die Rentenanstalt in dieser Zeit erwirtschaftet habe, teilte der Konzern in einem Communiqué mit. Der Ertrag von 22,9 Mrd. Franken entspreche einer Durchschnittsrendite von 6 Prozent.

Der Aufwand für nicht gedeckte Kosten und die Zuweisung an die Reservestärkung beliefen sich auf je 1,5 Mrd. Franken (0,4 Prozent). Damit seien der Rentenanstalt 845 Mio. Franken oder 0,2 Prozent des Gesamtertrages verblieben, heisst es weiter im Communiqué. Dieses Geld sei zur Deckung der Risikokapitalkosten verwendet worden.

Der Bundesrat hatte Anfang Juli vor dem Hintergrund der Börsenkrise überraschend beschlossen, den Mindestzinssatz für Altersguthaben in der beruflichen Vorsorge per 1. Oktober von heute vier auf voraussichtlich drei Prozent zu senken.

Es sei derzeit kaum mehr möglich, mit einer seriösen Vermögensverwaltung einen Ertrag von vier Prozent zu erwirtschaften, hatte Bundesrat Pascal Couchepin gesagt. Jetzt müsse rasch gehandelt werden. Ohne schnelle Anpassung des Mindestzinssatzes seien die Renten langfristig gefährdet.

Der Entscheid war auf heftige Kritik gestossen. Der Regierung wurde der Kniefall vor den Versicherungskonzernen vorgeworfen. Die Versicherer hätten in den vergangenen Börsen-Boomjahren den Versicherten rund 20 Mrd. Franken vorenthalten, hiess es von Gewerkschaftsseite.

Die Sozialkommission (SGK) des Ständerates verlangt nun vom Bundesrat, konkret abklären zu lassen, welche Gewinne die Lebensversicherer in den guten Jahren erzielt hätten und welche Erträge an die Versicherten weitergegeben worden seien.

(gä/sda)

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